Pressemitteilungen des Ministeriums für Justiz und Verbraucherschutz
Gemeinsame Pressemitteilung von Anne Frank Zentrum, Ministerium für Justiz und Verbraucherschutz des Landes Sachsen-Anhalt und Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung des Landes Sachsen-Anhalt
Anne Frank-Ausstellung in der Justizvollzugsanstalt Halle: Auseinandersetzung mit den Gefahren von Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung
21.08.2024, Magdeburg – 018/2024
- Ministerium für Justiz und Verbraucherschutz
In der Justizvollzugsanstalt (JVA) Halle ist die Wanderausstellung "'Lasst mich ich selbst sein.' Anne Franks Lebensgeschichte" des Anne Frank Zentrums eröffnet worden. An der Eröffnung nahmen auch Sachsen-Anhalts Ministerin für Justiz und Verbraucherschutz, Franziska Weidinger, und die Staatssekretärin im Ministerium für Arbeit, Soziales Gesundheit und Gleichstellung, Susi Möbbeck, teil. Die Wanderausstellung erinnert auf großen Schautafeln an Anne Frank, eines der bekanntesten Opfer des Holocaust und thematisiert insbesondere Antisemitismus in der Geschichte und der Gegenwart. Das Projekt in Halle (Saale) ist ein Meilenstein für das Anne Frank Zentrum: Es ist die 50. Ausstellung in einem deutschen Gefängnis.
Die Wanderausstellung ist ein interaktiver Lernort zur Geschichte von Anne Frank (1929-1945). Das weltweit berühmte Tagebuch des jüdischen Mädchens ist Symbol für den Völkermord an den Jüdinnen und Juden durch die Nationalsozialisten und zugleich ein intimes Dokument der Lebens- und Gedankenwelt einer jungen Schriftstellerin.
Veronika Nahm, Direktorin des Anne Frank Zentrums: „Antisemitismus begegnet uns in allen Lebensbereichen. Um wirksam dagegen vorzugehen, müssen wir auch in alle Bereiche hineinwirken. Wir treffen in Gefängnissen auf Menschen, die wir durch klassische Bildungsangebote nicht erreichen“.
Sachsen-Anhalts Ministerin für Justiz und Verbraucherschutz, Franziska Weidinger: “Anne Franks Schicksal steht stellvertretend für das von sechs Millionen Jüdinnen und Juden in Deutschland. Die Ausstellung zeigt eindrucksvoll, welche Gefahren von Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung ausgehen. Hervorzuheben ist, dass das Interesse der Gefangenen groß ist, sich mit dem Schicksal von Anne Frank auseinanderzusetzen. Ich danke allen an der Organisation und Ausrichtung beteiligten Personen für ihr Engagement. Auch hinter Gittern ist Bildungsarbeit unverzichtbar wichtig und ein wichtiger Bestandteil der Resozialisierung.“
Staatssekretärin im Ministerium für Arbeit, Soziales Gesundheit und Gleichstellung, Susi Möbbeck: „Die Wanderausstellung schlägt einen Bogen zwischen dem mörderischen Antisemitismus des Nationalsozialismus und dem zunehmenden Antisemitismus der Gegenwart. Die Botschaft ist, sich der Vergangenheit zu erinnern bedeutet, sich in der Gegenwart zu engagieren. Politische Bildungsarbeit endet dabei nicht an den Mauern der JVA. Hervorzuheben ist das Engagement der Gefangenen, die als Ausstellungsbegleiter die Lebenssituation ihrer Mitgefangenen nachvollziehen können und so eine authentische Auseinandersetzung ermöglichen.“
Im Vorfeld der Wanderausstellung wurden mehrere Gefangene der JVA Halle geschult und sind während der Schau als Ausstellungsbegleiter („Peer Guides“) tätig, um Mitgefangene durch die Ausstellung zu begleiten und Fragen zu beantworten. Die Idee dabei ist, den Dialog zu fördern und Vorurteile abzubauen. Die Ausstellungsbegleiter sollen dabei nicht nur Wissen vermitteln, sondern auch ihre eigenen sozialen Kompetenzen stärken.
Die Wanderausstellung wird bis zum 12. September 2024 in der JVA Halle gezeigt. Zuerst ist die Schau im „Roten Ochsen“, der Hauptstelle der Justizvollzugsanstalt in der Innenstadt von Halle (Saale) zu sehen, im Anschluss in der Nebenstelle der JVA im Stadtteil „Frohe Zukunft“. Neben Führungen für Gefangene sind separate Rundgänge ohne anwesende Gefangene für Schülerinnen und Schüler aus dem Süden des Landes Sachsen-Anhalt (u. a. aus Bad Dürrenberg, Halle-Neustadt, Merseburg und Hettstedt) vorgesehen. Außerdem werden im Rahmen der Ausstellung Bedienstete des Justizvollzugs Sachsen-Anhalt u. a. im Umgang mit antisemitischen und fremdenfeindlichen Vorfällen geschult.
Das Interesse an der Wanderausstellung war im Vorfeld so groß, dass alle Führungen bereits ausgebucht sind und keine Besuchsmöglichkeiten mehr existieren.
Hintergrund:
Über Anne Frank
Millionen von Menschen in aller Welt kennen das Tagebuch der Anne Frank. Anne Frank wurde 1929 als Kind jüdischer Eltern in Frankfurt am Main geboren. Ihre Familie emigrierte 1933 nach der Machtübertragung an die Nationalsozialisten nach Amsterdam. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in die Niederlande versteckten sich Anne Frank und ihre Familie von 1942 bis 1944 in einem Amsterdamer Hinterhaus. Dort schrieb Anne Frank ihr weltberühmtes Tagebuch. Nach der Entdeckung ihres Verstecks wurden Anne Frank und ihre Familie verhaftet und deportiert. Anne Frank starb im Februar 1945 im Konzentrationslager Bergen-Belsen im Alter von 15 Jahren. Anne Frank ist durch die Veröffentlichung ihres Tagebuchs zum Symbol für Millionen von Jüdinnen und Juden geworden, die der Vernichtungspolitik der Nationalsozialisten zum Opfer fielen.
Über das Anne Frank Zentrum in Berlin
Das Anne Frank Zentrum ist die deutsche Partnerorganisation des Anne Frank Hauses in Amsterdam. Mit Ausstellungen und Bildungsangeboten erinnert das Zentrum an Anne Frank und ihr Tagebuch. Es schafft Lernorte, in denen sich Menschen mit Geschichte auseinandersetzen und diese mit ihrer heutigen Lebenswelt verbinden. Sie lernen gesellschaftliche Verantwortung zu übernehmen und sich für Freiheit, Gleichberechtigung und Demokratie zu engagieren. Das Anne Frank Zentrum zeigt eine ständige Ausstellung in Berlin und Wanderausstellungen in ganz Deutschland. Es setzt bundesweit Projekte um und entwickelt Materialien zur Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust sowie mit Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung heute. Der gemeinnützige Verein hat seinen Sitz in Berlin und ist anerkannter Träger der freien Jugendhilfe und Mitglied im Arbeitskreis deutscher Bildungsstätten.
Über die Ausstellung
Bereits seit 30 Jahren ist das Anne Frank Zentrum mit verschiedenen Wanderausstellungen zu Anne Frank deutschlandweit unterwegs und feiert in diesem Jahr sein Jubiläum. Die Wanderausstellung ist Teil des Jubiläumsprogramms „30 Jahre Anne Frank Zentrum“. Die Ausstellung tourt seit 2015 durch Deutschland und wird bundesweit in Schulen, Jugendeinrichtungen und Justizvollzugsanstalten gezeigt. Die Schau erzählt von Anne Franks Leben und ihrer Zeit: Von den ersten Jahren in Frankfurt am Main und der Flucht vor den Nationalsozialisten in die Niederlande, über die Zeit in Amsterdam, ihr Leben im Versteck bis hin zu ihrer Entdeckung, ihrer Deportation und den letzten sieben Monaten in den Lagern Westerbork, Auschwitz und Bergen-Belsen. Viele private Fotos geben einen Einblick in das Leben von Anne Frank, ihrer Familie und ihren Freundinnen und Freunden. Die persönliche Geschichte von Anne Frank wird in der Ausstellung verbunden mit der Geschichte des Nationalsozialismus, des Holocaust und des Zweiten Weltkriegs. Der zweite Teil der Ausstellung beschäftigt sich mit aktuellen Fragen zu Identität, Gruppenzugehörigkeit und Diskriminierung: „Wer bin ich?“, „Wer sind wir?“, „Wen schließen wir aus?“. Ausgehend von der Frage „Was kann ich bewirken?“ ermutigt die Ausstellung Besucherinnen und Besucher zu eigenem Engagement gegen Diskriminierung und Antisemitismus. Die Ausstellung wurde gemeinsam vom Anne Frank Zentrum in Berlin und dem Anne Frank Haus in Amsterdam entwickelt. Das Projekt in der Justizvollzugsanstalt Halle wird durch das Sozialministerium Sachsen-Anhalt im Bundesprogramm „Demokratie leben!“ vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend kofinanziert.
Weitere Informationen: www.annefrank.de
(Pressekontakt Anne Frank Zentrum: Dina Blauhorn / Tatjana Teller; Tel.: +49 30 288 86 56-41/ -48; E-Mail: presse(at)annefrank.de)
Danilo Weiser
Pressesprecher | Referatsleiter Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
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