Pressemitteilungen des Ministeriums für Justiz und Verbraucherschutz
Vortrag über NS-Justiz in Köthen
08.09.2016, Magdeburg – 27
- Ministerium für Justiz und Verbraucherschutz
Köthen (MJ). Im Rahmen des
Begleitprogramms zur Ausstellung ?Justiz im Nationalsozialismus. Über
Verbrechen im Namen des Deutschen Volkes? spricht der Historiker Daniel Bohse
im Amtsgericht Köthen zum Thema
?Nationalsozialistische
Strafjustiz in Köthen?.Der
Vortrag findet statt am Dienstag, 13.
September 2016, 17:30 Uhr,
im Amtsgericht Köthen
Friedhofstr. 48
Der
Bezirk des Amtsgerichts Köthen erstreckte sich auf den westlichen Teil des
damaligen Kreises Dessau-Köthen. Zu ihm gehörten neben der ab 1934 kreisfreien
Stadt Köthen u.a. die Städte Gröbzig und Radegast sowie 69 Gemeinden. Das
Amtsgericht Köthen war mit fünf dort tätigen Richtern das größte im
Kreisgebiet.
Für
Verfahren aufgrund politischer Straftatbestände waren verschiedene Gerichte verantwortlich, die nicht in Köthen
ansässig waren. Das Schöffengericht und die Strafkammern am Amts- bzw.
Landgericht Dessau ahndeten vor allem Vergehen gegen die
?Reichstagsbrandverordnung? oder minderschwere Fälle der Beleidigung von
NS-Funktionären. Als schwerwiegender eingestufte derartige Vorwürfe
verhandelten ? zumeist auf der Grundlage des Heimtückegesetzes ? das
Mitteldeutsche Sondergericht Halle, das Sondergericht Magdeburg und das
Berliner Kammergericht. Bis 1940 verbrachten viele auf dieser Grundlage
Verhaftete zumindest einen Teil der Untersuchungshaft im Gerichtsgefängnis
Köthen. Dem hiesigen Gericht oblag in den meisten Fällen auch die
Voruntersuchung und die Ausfertigung von Haftbefehlen.
Das
galt nach Kriegsbeginn auch für viele Menschen, die wegen verbotenen Umgangs
mit Kriegsgefangenen oder wegen des Hörens von ?Feindsendern? belangt wurden.
Den meisten Verfahren gingen Denunziationen voraus. Die Justiz agierte dabei
auf der Grundlage diverser ab September 1939 erlassener Verordnungen, die das
Funktionieren der sogenannten Heimatfront durch Abschreckung gewährleisten
sollten.
Im
Fokus des Vortrages stehen Justizfälle, die das Vorgehen auch der Sondergerichte
Halle und Magdeburg gegen Bewohner aus Köthen und Umgebung in unterschiedlichen
Strafverfahren zeigen.
Daniel
Bohse ist Leiter der Gedenkstätte Moritzplatz Magdeburg und seit 2008 auch
wissenschaftlicher Mitarbeiter des Teams zur Erarbeitung der Wanderausstellung
zur NS-Justiz auf dem Territorium des heutigen Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Sie
setzt sich auch mit der Justizgeschichte in Köthen und der Region
auseinander und ist noch bis zum 21. Oktober während der Gerichtsöffnungszeiten
zu sehen.
Nähere Informationen
unter www.mj.sachsen-anhalt.de.
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